21.06.2015 Nigerianische Zeitung "Vanguard" schreibt über unsere Arbeit


Die Nigerianische Tageszeitung "Vanguard" hat einen Artikel geschrieben, in dem über uns und unsere Arbeit an der Rettung der Kinder aus dem Nordosten Nigerias berichtet wird.

Den englischsprachigen Originalartikel könnt ihr hier lesen:
http://www.vanguardngr.com/2015/06/boko-haram-orphans-we-ate-grass-drank-urine/

 

Boko-Haram-Waisen: Wir aßen Gras, tranken Urin

21. Juni 2015, 7:44 Uhr
• Die elende Geschichte der Überlebenden!            
• Unsere Tortur mit dem Militär während der Evakuierung - Pastor Folorunsho            
• "Wie wir sie am Leben erhalten“     

Von Simon Ebegbulem, Benin-City

Es mag schwer sein, die Schmerzen dieser über 1300 Opfer der Boko-Haram-Kämpfe im Nordosten Nigerias nachzuempfinden, bis man die Kinder dort besucht, wo sie untergebracht sind, in der Ortschaft Uhogua im lokalen Verwaltungsgebiet Ovia-Nordost im Bundesstaat Edo. Das Camp befindet sich auf einem großflächigen Grundstück, das im Jahr 2005 vom Präsidenten des Internationalen Christlichen Centrums für Mission, Pastor Solomon Folorunsho, mit der Absicht erworben wurde, weniger privilegierten Kindern in der Gegend Hilfe zu leisten. Aber was er nicht wusste, war, dass eine Herkulesaufgabe vor ihm lag. Das Camp ähnelt einem Kloster, wo man Missionare sieht, die ihre Familien verlassen haben, um ihr Leben dem Dienst an der Menschheit zu weihen. Eine 28-jährige deutsche Frau, die sich selbst als Linda Schulz vorstellte, arbeitet in dem Lager. „Sunday Vanguard“ sah sie in der Küche, wie sie die Einheimischen dabei unterstützte, für die Kinder zu kochen.

Die Deutsche, die mitteilte, dass sie seit 2005 in diesem Camp ist, sagte, dass sie Deutschland verlassen hat, um der Menschheit in Nigeria zu helfen. Sie sagte: „Ich arbeite hier mit den hilfsbedürftigen Kindern, besonders mit denen aus dem Nordosten. So viele von ihnen mussten mit ansehen, wie ihre Eltern getötet, ihre Familien abgeschlachtet wurden. Drei Wochen lang versteckten sie sich in den Bergen, ohne Essen, ohne Wasser, sie aßen Steine und Sand, um zu überleben. Als sie ankamen, trugen so viele von ihnen noch dieselbe Kleidung, mit der sie an dem Tag flohen, als Boko Haram kam. Keine Unterhosen, nichts an ihren Füßen. Einige kamen sogar nackt hierher. Ich bin hier, weil das meine Berufung ist, das ist Gottes Plan für mich. Das Camp ist wunderbar. Ich bin glücklich, dass wir in der Lage sind, diesen Kindern zu helfen, etwa 900 von ihnen sind aus dem Nordosten und insgesamt haben wir ca. 1300. Sie sind Waisen, Kinder, die niemanden haben, der sich um sie kümmert. Ich bin glücklich, dass Gott Menschen wie uns gebraucht, um ihnen zu helfen.“

*Improvisiertes Zimmer im Camp für das Schulpersonal
Aufgrund des Mangels an Geldern für den Bau von großen und modernen Hallen sieht man Holzhäuser und viele unfertige Gebäude, in denen die vertriebenen Kinder beherbergt sind. Es gibt einen Bereich, in dem die an Windpocken Erkrankten unter Quarantäne gestellt wurden. Sie kommen nur dorthin, wo alle anderen untergebracht sind, wenn ehren-amtliche Ärzte und Kranken-schwestern, die routinemäßig vom Lehrkrankenhaus der Universität Benin (UBTH), vom Faith Medical Complex und von der katholischen Kirche in Benin kommen, es bestätigt haben, dass sie wieder gesund sind. Doch trotz der offensichtlichen Armut in diesem Camp versuchte Pastor Solomon Folorunsho, Sportanlagen für die Kinder in der Grund- und Sekundarschule zu bauen. Die Anlagen sind aus Holz gebaut. Die Lehrer und die Direktorin der Grundschule (Christlike School), Frau V. I. Uchea, haben kein Büro. Sie arbeiten unter Bäumen, wo säuberlich gekehrt wurde, um diesen Platz so nützlich zu machen, wie es geht. Immer wenn es regnet, rennen Frau Uchea und die Lehrer zum Schutz in die Klassenräume.

„Sunday Vanguard“ sah die 10-jährige Esther Habila unaufhörlich weinen und versuchte, sich zu erkundigen, was das Problem mit dem kleinen Mädchen sei. Einer der Missionare erklärte: „Sie verbrachte einen Monat und zwei Wochen bei Boko Haram in Gwoza, im Bundesstaat Borno. Sie entkam mit einigen Leuten und sie liefen vier Tage lang nach Kamerun und dann nach Yola. Ihre Eltern wurden in ihrer Gegenwart niedergemetzelt, dadurch das Trauma. Sie spricht kaum, weint und schreit nur. Wir tun alles, was uns möglich ist, um ihr zu helfen."

Über 80 Kinder quetschen sich in ein Klassenzimmer. Doch die Ironie von all dem ist, dass sie mit Freude lernen und zu Gott beten, dass er ihnen Helfer in das Camp bringt. Die Mehrheit der Kinder sind entweder Waisen oder haben den Kontakt zu ihren Eltern aufgrund der Boko-Haram-Kämpfe im Nordosten verloren. Pastorin Evelyn Omigie, eine der Missionarinnen im Camp, die „Sunday Vanguard“ herumführte, erzählte von den Herausforderungen, denen sie bei der Versorgung der Kinder gegenüberstehen. Sie sagte: „Als diese Kinder aus dem Nordosten Nigerias hierher gebracht wurden, kamen sie mit verschiedenen Krankheiten; viele hatten sich von Gras, schlammigem Wasser, ihrem Urin ernährt. Als sie ankamen, brachten wir sie deswegen ins UBTH.
Also entschloss sich das UBTH, ihre mobile Klinik aus ihrer Abteilung für ambulante Pflege hierher zu bringen, und sie haben sich wirklich um die gesundheitlichen Bedürfnisse der Kinder gekümmert. Dank sei Gott, dass wir in der Lage waren, diese Krankheiten zu bekämpfen, einschließlich der Windpocken. Es kamen Ärzte vom UBTH, auch Ärzte des Faith Mediplex, um sich um die Kinder zu kümmern. Viele wurden unter Quarantäne gestellt und das half so sehr, denn nun breiten sich die Windpocken nicht mehr aus.“

Die Zahlung von WSSCE-Gebühren und Ernährung

„Außerdem schreiben einige dieser Kinder die SSCE- und NECO-Prüfungen. Für beide Examen gaben wir über 400.000 Naira aus. Das Geld wurde durch unsere Missionare aufgebracht, insbesondere durch unseren Pastor. Wir haben über dreihundert Gemeinden in unserem Dienst und sie erheben jeden Sonntag Sondermittel, um zu helfen. Einige Menschen kommen auch vorbei, um uns finanziell zu helfen. Wir appellieren an die Regierung von Edo für die Zulassung der Schule, denn wenn die Schule zugelassen ist, brauchen wir keine hohen Geldbeträge zu zahlen, um unsere Schüler für das SSCE anzumelden.“ 1

1 Anmerkung des Übersetzers:
Die SSCE- und NECO-Prüfungen dürfen nur in Schulen geschrieben werden, die hierfür speziell zugelassen sind. Alle anderen Schulen müssen die Teilnahme an diesen Prüfungen für ihre Schüler dort vorher beantragen, was mit hohen Gebühren verbunden ist. ICCFMissions hat tatsächlich über 800.000 Naira für diese Prüfungen bezahlt, sowie alle notwendigen Gebühren für die Zulassung ihrer eigenen Schule. Die Regierung des Bundesstaates Edo besichtigte die Schule, doch sie vergab die Zulassung noch nicht, da noch ein wissenschaftliches Labor und eine Schulaula errichtet werden müssen. Aus diesem Grund bittet ICCFMissions die Regierung des Bundesstaates Edo um Hilfe, diese Gebäude zu bauen. Sobald diese beiden Gebäude finanziert und gebaut sind, wird die Schule für die Durchführung dieser Prüfungen zugelassen.

"Wir kochen täglich sechs Säcke Reis, um die Kinder zu ernähren. Wenn wir Garri machen, brauchen wir vier Säcke Garri. Wenn wir Tuwo machen, brauchen wir drei volle Säcke von gemahlenem Mais. An dem Tag, wo wir Bohnen kochen, kochen wir zwei volle Säcke, mit sehr vielen Knollen Yam. Wir geben in der Tat viel aus, um sie zu ernähren. Momentan brauchen wir eine große Küche, weil die Küche, die wir haben, klein ist und dadurch das Kochen verzögert wird. Denn wenn wir kochen, müssen wir das Essen herunternehmen und wieder neu mit dem Kochen anfangen, durch den Mangel an Platz und Küchenutensilien.“

Unterkunft

"Wenn man sich unsere Gebäude anschaut, sieht man, dass einige bis Türsturzhöhe hochgezogen wurden, während sich einige noch auf Höhe des Fundaments befinden. Vor zwei Jahren hatten wir eigentlich Geld um das Dach der Gebäude zu decken, die Türsturzhöhe haben, aber das war zu dem Zeitpunkt, als der Aufruhr im Nordosten immer schlimmer wurde und man die Kinder herbrachte.

Also sagten wir uns, dass das Überleben der Kinder nach der Flucht vor dem Tod in Borno wichtiger ist. Und dann mussten wir das Geld für die Unterbringung und Ernährung der Kinder verwenden. Wir beten, dass Gott einzelne Menschen und die Regierungen berührt, dass sie uns zu Hilfe kommen und diesen vertriebenen Menschen helfen."
Es sei auch anzumerken, dass die Direktorin der “Christlike Primary School“, Frau Uchea, welche drei Kinder hat, die bei ihrem Vater an einem Ort in der Gemeinde verbleiben, mitteilte, dass die Aufgabe, die Schüler und Studenten zu lehren, aus Mangel an Infrastrukturen sehr herausfordernd ist.
"Wegen der hohen Anzahl der Kinder, die wir im Camp haben, ist es sehr herausfordernd. Die Zahl der Kinder stieg an, wir haben aber nur begrenzte Klassenräume; deshalb ist es sehr herausfordernd. Wir brauchen wirklich Klassenräume und Lehrerzimmer. Unsere Lehrer können sich nirgends aufhalten, außer unter Bäumen. Und wenn es regnet, ist es die Hölle für uns. Wenn es regnet, laufen wir zu den Klassenräumen der Kinder, um uns unterzustellen und es ist dort immer rappelvoll durch die Anzahl der Menschen. Wir brauchen Gebäude; die Menschen sollten uns helfen. Manche von uns verließen ihre Familien, um hierher zu kommen und der Menschheit zu dienen, und wir glauben, dass Gott uns helfen wird, erfolgreich zu sein.“

Pastor Solomon Folorunsho teilte uns in diesem Interview Einzelheiten mit, wie das Camp entstand:

"Wir als Gemeinde begannen im Jahr 1991. Im Jahr 1992 gründeten wir auch ein christliches Heim für Bedürftige - wie Waisen, schutzlose Kinder, Behinderte. Als wir anfingen, sah ich das nicht als große Sache, weil ich glaube, dass sich jede Gemeinde um die Bedürftigen kümmern sollte. Wir begannen mit der Anmietung eines Zimmers in der Stadt, um die Kinder unterzubringen, nachdem wir sahen, dass sie obdachlos, missbraucht, ohne Ausbildung waren, einfach nichts hatten. So vergrößerten wir uns zu einer Dreizimmerwohnung, von dort bis auf eine Achtzimmerwohnung, bis wir noch eine obere Etage hinzufügten. Wir stellten fest, dass die Anzahl der Kinder auf 400, dann 450, anstieg und viele von ihnen machten einen Abschluss an Universitäten, einige von ihnen sind jetzt Anwälte. Doch als wir das Geld nicht aufbringen konnten, die Kinder auf Privatschulen zu schicken, entschlossen wir uns, zu sehen, wie wir eine Schule aufbauen können. Als wir einige Spenden bekamen, verwendeten wir diese, um das Personal zu bezahlen. So wurde „Christlike School“ geboren, welche sie heute kostenfrei besuchen können.
Dann begann uns unser Vermieter zu behelligen, dass wir ihm nicht gesagt hatten, dass wir diesen Ort für Kinder bereitstellen, und klagte, dass die Kinder die Leute stören. So beteten wir und baten Gott um Hilfe und wir waren in der Lage, dieses Landstück von der Dorfgemeinschaft zu erwerben. Der Vorsteher dieser Gemeinschaft ist in der Tat solch eine gutherzige Person. Doch nachdem wir das Land erworben hatten, merkten wir, dass wir Häuser brauchten, dass wir Schulgebäude brauchten, um umziehen zu können. Wir begannen, Leute anzusprechen. Wir gingen also in Sägewerke und kauften Bretter und fingen an, Holzhäuser zu bauen; die Kinder waren glücklich, dass sie jetzt einen größeren Ort zum Spielen haben. So sind wir an diesen Ort umgezogen.“
„Vor ungefähr drei Jahren gab es einen christlichen Bruder aus dem Bundesstaat Borno, wir kannten ihn durch die Nigerianische Vereinigung für evangelische Mission, die in Jos stationiert ist. Er berichtete uns, was sie in Borno durchmachten. Er erzählte uns, wie Boko Haram anfing, sie auszurauben. Dann begannen sie damit, ihre Ehefrauen und Töchter zu entführen. Die Kämpfer von Boko Haram kommen, umzingeln ihre Häuser, fordern die Frauen auf, herauszukommen, dann wählen sie die schönen Mädchen aus und verschwinden mit ihnen. Wir haben gehört, wie sie Frauen in der Gegenwart ihrer Ehemänner vergewaltigt haben. Später begann Boko Haram, Gebiete einzunehmen, also mussten wir diesen Bruder gut drei oder viermal umsiedeln. Er berichtete uns, wie sie einen Mit-Pastor und andere Menschen töteten, und wie er ungefähr zehn Kinder adoptieren musste, zusätzlich zu seinen eigenen Kindern macht das insgesamt 13. Also mussten wir von hier aus Hilfeleistungen senden. Eines Tages rief er mich um 2 Uhr nachts weinend an. Ich konnte Explosionen im Hintergrund hören. Ich fragte ihn, wo seine Familie ist; er sagte, er weiß es nicht. Ich weinte die ganze Nacht hindurch und dachte darüber nach, was zu tun ist. Und ich wurde über viele vertriebene Menschen im Norden informiert. Ich hatte das Gefühl helfen zu wollen, aber ich sagte mir, wie soll ich das machen? Die Kinder, die ich hier hatte, konnten mit Mühe und Not einmal am Tag essen. Mehr als zwei Wochen lang war es schwer für mich. Ich konnte nicht duschen, weil ich mit den Menschen in Borno mitfühlte. Das wurde umso mehr, als mein Pastorenkollege mir berichtete, wie manche dieser Menschen in Höhlen lebten. Die Leute rennen in die Berge, essen Gras. Manche flohen nach Kamerun, viele begannen, an Cholera zu sterben. Ich dachte, warum können wir nicht unsere Hände ausstrecken und helfen? Dann rief ich alle Kinder und unseren Pastor im Camp zusammen und berichtete ihnen, wie unser Volk in Borno litt. Manche der Kinder weinten, als ich die Geschichte erzählte. Wir stimmten alle damit überein, dass wir helfen sollten. Also brachten sie vor zwei Jahren 34 Menschen aus Borno. Als sie ankamen, versuchten wir, sie zu umarmen, sie lachten nicht. Es sah aus, als ob die ganze Welt sie hasste. Man konnte ihre tief eingefallenen Augen sehen. Einer von ihnen ging geradewegs aufs Feld, um Gras zu essen; wir mussten ihm schnell hinterherrennen, um ihn zurückzuholen. Wir behandelten sie und versuchten, sie wieder dahin zu bringen, stattdessen Nahrung zu sich zu nehmen.“

Mit dem Flugzeug über Leichen fliegen

„Ich bevorzuge es, ihnen zu helfen, denn wenn ich als Pastor ein Flugzeug kaufe und über tote Menschen fliege, wird Gott mir niemals vergeben, denn das ist Bosheit. Wir bildeten ein Komitee, das nach Kamerun und Yola ging, um diejenigen zu holen, die vor den Boko-Haram-Kämpfern entkommen waren. Damals brachten wir 70, aber wir stießen auf Probleme mit den Sicherheitsleuten. Sie fragten, wo wir die Kinder hinbringen. Wir sagten ihnen, nach Benin City. Sie sagten, Benin City ist bekannt für Kinderhandel. Ich wurde zum Direktor des Staatssicherheitsdienstes beordert. Dann kam die Militärpolizei und durchsuchte diesen Ort. Ich fragte mich, ob es schlecht ist, in diesem Land Gutes zu tun. Ich wurde traurig, denn sie schauten nicht auf unsere Anstrengungen, sondern drangsalierten uns. Ich forderte sie in die Schranken, sodass einer der Sicherheitsmänner sagte: „Sehen Sie, wir machen nur unsere Arbeit, was wir tun, ist auch dazu da, um Sie zu schützen.“ Dadurch beruhigte ich mich. Einer der Sicherheitsmänner ging zu den Kindern, um sie zu interviewen, und als ihm eines von ihnen erzählte, wie seine Eltern umgebracht wurden, sahen wir den Mann vom Staatssicherheitsdienst unter Tränen zusammenbrechen. Er holte Geld hervor und gab es uns, damit wir für das Kind Essen kaufen gehen. Es war danach, dass wir vereinbarten, zusammenzuarbeiten, um diesen Kindern zu helfen. Wir registrieren jedes Kind, das wir hierher bringen. Wir haben hier über 900 vertriebene Kinder, zusätzlich zu denen, die wir vorher hatten.
Unsere größte Herausforderung ist das Essen. Die Unterstützung, die wir jetzt haben, kommt von Einzelpersonen; manche Gemeinden haben ebenfalls geholfen. Manche bringen Kleidung, Nahrungsmittel, aber durch die Anzahl der Kinder reicht das nicht aus. Wir haben ungefähr 1300 von ihnen. Ich fordere jeden Pastor, jeden Einzelnen heraus, zu kommen und zu helfen. Man kann sehen, die Kinder sind in der Schule, sie sind glücklich, sie brauchen Bücher, sie brauchen Handtücher; die meisten von ihnen kamen ohne Unterhose, ohne BH. Eine der Frauen erzählte uns, dass sie duschte, als Boko Haram kam und dass sie nackt floh. Bei vielen war es so. Unsere Toilettenanlagen sind überlastet, wir brauchen Dächer, Bücher und Gesundheitsfürsorge. Wir betreiben diesen Ort mit Generatoren, weil es keine Elektrizität gibt. Diesen Ort am Laufen zu halten war bisher hektisch. Doch Gott ist wirklich wundervoll gewesen.“

„Sunday Vanguard“ sprach mit einigen der Überlebenden

Der Ehemann von Tani Philemon wurde von Boko Haram umgebracht, bevor sie nach einem dreitägigen Fußmarsch mit ihren drei Kindern nach Kamerun kam.

*In der Welt von vertriebenen Kindern
„An dem Tag, als die Boko-Haram-Kämpfer kamen, um uns zu attackieren, waren wir im Dorf. Sie jagten uns nach bis in die Berge und nahmen unsere Lebensmittel und Tiere mit. Doch nach einigen Tagen überfielen sie die Berge. Sie umringten die Berge und schossen Tränengas. Die Leute begannen zu husten und aus ihren Verstecken zu kommen. So fingen sie die Menschen einen nach dem anderen ab und schlachteten sie ab. In diesem Prozess töteten sie meinen Ehemann. Drei Tage lang suchte ich meinen Ehemann, durchsuchte die Berge nach ihm. Später fand ich seinen Leichnam und bedeckte seinen Körper ein wenig mit Sand.
Einige Tage später kamen die Boko-Haram-Kämpfer zurück und sagten uns, wir sollten nicht wegrennen, sonst töten sie uns. Ich war dort mit meinen Kindern. In jener Nacht hielten wir eine Nachtwache und beteten, und auf die Weise, wie Gott wirkt, schliefen sie in der Nacht ein und ich entkam leise mit meinen drei Kindern. Wir liefen drei Tage lang nach Kamerun; ohne Essen, ohne Wasser. Glücklicherweise sandte die Regierung einen Bus, um uns neben anderen Boko-Haram-Überlebenden von Kamerun in den Bundesstaat Adamawa zu bringen. So kamen wir nach Adamawa und von dort brachte uns ein Pastor an diesen Ort.“

Butrus ist 14 Jahre alt, während Bode, sein kleiner Freund, 8 Jahre alt ist. Bodes Eltern wurden durch Aufständische (Boko Haram) in seiner Gegenwart umgebracht, aber Butrus entkam mit ihm in der Hitze des Gefechts.
Butrus erzählt von ihrer Tortur. „Als die Boko-Haram-Kämpfer kamen, um unser Dorf zu attackieren, begannen alle zu rennen. Doch ich erinnerte mich, dass dieser Junge (Bode) noch in dem Haus war und seine Eltern getötet wurden. Ich kam für ihn zurück. Ich nahm ein Tablett und warf es in eine andere Richtung, das Geräusch verwirrte die Leute von Boko Haram und sie begannen, in die Richtung zu schießen, wohin ich das Tablett warf. Das führte dazu, dass ich den Jungen mitnahm und entkam. Ich warf ihn über einen Zaun, doch während ich versuchte, über den Zaun zu springen, holten sie mich ein und verletzten mein Bein, aber ich hatte das Glück zu entkommen. Wir legten eine lange Wegstrecke zurück und kamen in ein Haus. Ich flehte die Frau an, die wir dort antrafen, uns zu helfen, sodass wir schlafen können. Sie stimmte zu, aber sagte, sie kann es sich nicht leisten, uns Essen und Wasser zu geben. Sie half mir, die Stelle zu verbinden, wo ich den Schnitt hatte. Am Morgen verließen wir das Haus und marschierten weiter ins Nirgendwo. Wir sahen jemandem in einem Auto, der uns fragte, warum ich blute. Ich erzählte ihm, dass es die Boko Haram waren, die mich verwundeten, als wir wegrannten. Er nahm uns mit in seinem Bus. In Michika wurde ich in einem Krankenhaus behandelt. Ich nahm diesen Jungen mit, weil er niemanden mehr hatte, der am Leben war, um sich um ihn zu kümmern.“